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Foto: Reinhard Rehkamp

1. Herren
Mittwoch, 30.04.2025 11:22 Uhr | Johannes Hedemann

Die Kaum-Chance nutzen

11 Punkte aus den letzten fünf Spielen - dieses Formhoch hätte sicherlich gerne auch früher kommen können. Ob das Oberligateam jedoch gänzlich zu spät die Kurve kriegt, steht noch in den Sternen. Die Meisterschaft ist außer Reichweite, doch um den ersehnten Relegationsplatz (auch wenn dieser letztes Jahr in Tränen endete)  wird sich noch gestritten. Wir schauen auf die Restprogramme des TuS Bersenbrück und seiner Konkurrenten und blicken insbesondere auf das anstehende Flutlichtderby gegen den SC Spelle-Venhaus - das die letzten Träume beenden oder das Feuer nochmal so richtig entfachen kann.

Hannover enteilt, Schöningen dahinter, Atlas strauchelt

An der Spitze der Oberliga Niedersachsen steht derzeit der Hannoversche SC mit 58 Punkten aus 31 Spielen. Die Landeshauptstädter haben sich in der jüngeren Vergangenheit den Ruf einer bemerkenswerten Fahrstuhlmannschaft erarbeitet: Einst ging es von der Regionalliga Nord über die Oberliga Niedersachsen direkt in die Landesliga Hannover, nun steigt der HSC als Aufsteiger aus jener Landesliga höchstwahrscheinlich direkt wieder in die Regionalliga auf. Auf dem Weg zurück in die vierte Liga stehen der SV Wilhelmshaven, die FSV Schöningen und die U23 von Eintracht Braunschweig im Weg. Der SVW und die Braunschweiger Löwen stemmen sich gegen den Abstiegskampf, im Duell gegen Schöningen könnte sich derweil die Meisterschaft entscheiden. Fest steht: Dem Hannoverschen SC fehlen vier Punkte, um eine Top-2-Platzierung klarzumachen.

Die FSV Schöningen spielt im Vergleich zu ihrer souveränen Phase in der Mitte der Saison keinen allzu stabilen Endspurt. Dennoch machen sich die vielen Nachholspiele langsam bemerkbar, denn die Ost-Niedersachsen aus dem Landkreis Helmstedt haben immer oben mitgespielt, auch als sie teilweise drei bis vier Spiele im Rückstand waren. Auch wenn sie aus diesen Spielen nicht optimal punkten konnte, steht die FSV mit 53 Punkten aus 30 Spielen auf dem Relegationsplatz. Gewinnt Schöningen alle vier ausstehenden Spiele, ist die FSV Meister der Oberliga Niedersachsen 2024/2025, weil sie im Duell gegen den Hannoverschen SC die fehlenden Punkte gutmachen kann. Neben dem HSC haben Wilhelmshaven, Heeslingen und Arminia Hannover etwas dagegen und könnten das Rennen um Platz 2 nochmal spannend machen.

In jenem Rennen sah es für Atlas Delmenhorst bis vor ein paar Wochen noch sehr gut aus, doch die Pokalfinalisten ließen zuletzt bei Unentschieden gegen unseren TuS Bersenbrück und den Hannoverschen SC, sowie bei der jüngsten Niederlage gegen den FC Verden 04 Federn. Mit 52 Punkten aus 31 Spielen ist zwar noch alles drin, doch dafür darf sich Atlas gegen Lupo Martini Wolfsburg, Hildesheim und Wilhelmshaven keine Fehltritte mehr erlauben.

Auf Platz 4 liegt unser TuS Bersenbrück. 50 Punkte aus 31 Spielen reichen nur noch für Außenseiterchancen, doch das Restprogramm aus Spelle-Venhaus, Vorsfelde und Egestorf-Langreder im Verbund mit der stark ansteigenden Formkurve lassen das Team von Cheftrainer Andy Steinmann weiter träumen. Klar ist, sollte es am Ende nicht reichen, dann wurde diese Chance in den vielen unnötigen Punktverlusten in den vorherigen 30 Spielen verschenkt. Dafür ist das Mindset für den Saison-Endspurt aber völlig klar: Wir haben eigentlich keine Chance und die nutzen wir aber. Vielleicht ist der SV Wilhelmshaven ja das Zünglein an der Waage, denn der SVW aus dem Jadestadion kann im Kampf um den Klassenerhalt noch allen drei Teams an der Spitze Punkte abknöpfen.

Darf im Hasestadion nochmal gejubelt werden? Foto: Reinhard Rehkamp

Letzte Chance für die letzte Chance

Hinter dem TuS Bersenbrück rangiert derzeit der SC Spelle-Venhaus. Die Emsländer haben sich nach ihrem Abstieg aus der Regionalliga Nord rehabilitiert und stehen mit 48 Punkten aus 31 Spielen gut da, auch wenn es für den Wiederaufstieg wohl nicht reichen wird. Dennoch kann und will der SCSV seine Hausaufgaben erledigen und auch unabhängig davon den Spielverderber spielen: Beim Dienstagabend-Flutlicht-Duell im Hasestadion entscheidet sich nämlich, ob der TuS Bersenbrück weiter am Tabellenrechner sitzen und sich jegliche Szenarien ausmalen darf.

Am Dienstag, den 6. Mai, beginnt um 20:00 Uhr das Weser-Ems-Derby zwischen Bersenbrück und Spelle-Venhaus. Auf dem Rücken zweier Siege gegen Arminia Hannover und den VfL Oldenburg, sowie einem Unentschieden in Hildesheim befindet sich der SCSV wieder in einer guten Form. Auf der anderen Seite steht aber ein ebenso formstarkes Gastgeber-Team um den jüngst erfolgreichen Viererpacker Michel Eickschläger. Das Oberligateam des TuS Bersenbrück scheint zum Ende einer turbulenten Saison nämlich endlich zu seiner alten Stärke gefunden haben.

Ob es überhaupt noch um etwas geht, entscheidet sich bereits vor dem Spiel, da der Spieltag bereits am Wochenende zuvor anfängt. Spielt die Konkurrenz also für den TuS und den SCSV, wird aus einem reinen Gedankenspiel schlagartig ein hochbrisantes Derby. Sollte sich das Führungtrio aber schadlos halten, dann beginnt am Dienstagabend im Hasestadion bereits das Auslaufen.

Auf Schützenhilfe ist der TuS Bersenbrück also zweifelsohne angewiesen. Das ist im Anbetracht der gesamten Saison sicher ärgerlich, in der akuten Tabellensituation aber einfach eingepriesen. Das, was man mit viel Wohlwollen vielleicht eine Kaum-Chance nennen kann, wollen die Vizemeister der letzten Saison dennoch nutzen.

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Spelle-VenhausSpelle-Venhaus

Eine ausgeglichenere Liga gibt es nicht

Abseits der vielen berechtigten Diskussionen um fehlende Konstanz und stümperhafte Auswärtsspiele wie beim 7:1-Debakel in Wolfsburg gibt es jedoch einige Beobachtungen rund um die Oberliga Niedersachen allgemein, die die Saison des TuS Bersenbrück in einen besseren Kontext setzen.

Vor dem 32. Spieltag hat der VfL Oldenburg die rote Laterne auf dem 18. Tabellenplatz. Der sonst so souveräne Oberligist spielt nach herkömmlichen Kriterien aber gar keine katastrophale Saison: Der VfL hat von seinen 30 Spielen "nur" 14 verloren. Mit einem Punkteschnitt von knapp unter 1 pro Spiel wären die Oldenburger zwar ein herkömmliches Abstiegskampf-Team, wohl kaum aber abgeschlagen Letzter. An der Tabellenspitze ist die Stimmung natürlich eine andere, doch selbst das bisher erfolgreichste Team konnte aus 31 Spielen "nur" 58 Punkte holen. In dieser Saison sieht es also so aus, als würde kein einziges Team der Oberliga Niedersachsen einen Schnitt von 2 Punkten pro Spiel erreichen.

An unzähligen Beispielen und auch am eigenen Leib haben wir im Positiven wie Negativen gesehen, dass in dieser Saison wirklich jeder jeden schlagen kann. Wir haben den Hannoverschen SC und die FSV Schöningen alt aussehen lassen und wurden vom FC Verden 04 und Lupo Martini Wolfsburg vorgeführt. Wie auch immer diese Saison am Ende ausgeht, steht eines fest: Die Oberliga Niedersachsen war auch in diesem Jahr unfassbar ausgeglichen und maximal unterhaltsam. Und dennoch setzen wir im Endspurt alles daran, ihr zu entkommen.