04.08.1990 - DFB-Hauptpokalrunde : TuS Bersenbrück – Hannover 96

Hubert Wessel erinnert sich an „das Spiel des Jahrhunderts“.

Zur Person:

Hubert Wessel kam 1988 von GW Schwagstorf zum TuS. Er gehörte als Torhüter zur Mannschaft, die als Meister der Bezirksliga innerhalb von 2 Jahren über die Bezirksoberliga in die Landesliga aufstieg. Viel zu früh – mit 25 Jahren – musste er wegen massiver Kniebeschwerden seine Torwartkarriere beenden. Engagiert bekleidete er danach das Amt des Fußballobmanns (1993 - 2002) und gestaltete in erster Reihe die Phase der Zugehörigkeit der 1.Herren in den höheren Spielklassen mit. Ein Höhepunkt war 1996 der Gewinn des Bezirkspokals. Mit seinem Schritt in die berufliche Selbstständigkeit beendete er sein verdienstvolles Engagement.

Sein Beitrag:

TuS Bersenbrück gegen Hannover 96 als Pokalspiel live im Fernsehen.- diese Vorstellung wäre durch den PAY TV- Sender Sky heute Wirklichkeit gewesen. Schon die Auslosung der 1. DFB – Pokalrunde wäre von mehreren Fernsehanstalten live übertragen worden. Vor 25 Jahren war das mediale Angebot noch etwas bescheidener.

Die Nachricht vom Gegner der ersten Pokalrunde erhielt ich in der Spätschicht meines Arbeitgebers. Wer mir diese Nachricht überbrachte, weiß ich leider nicht mehr, aber er sagte, es wäre ein „machbarer Gegner“: Hannover 96 – damals Zweitligist.

Das große Kribbeln trat daraufhin nicht ein (die „Roten“ mögen es mir verzeihen, denn – na klar – haben auch wir auf Bayern oder – ich speziell – auf den HSV gehofft).

Ein Umzug in ein größeres Stadion kam nicht in Frage..Stattdessen wurde eine große Zusatztribüne zwischen den beiden Spielflächen im Hase-Stadion aufgestellt, bei deren Aufbau Verantwortliche und wir Spieler tatkräftig mithalfen.

Die Vorbereitung auf diese Spiel lief soweit normal, wir hatten ja unsere Erfahrungen mit großen Spielen ( Niedersachsen- und Bezirkspokal, Meisterschaft- und Aufstiegspiele). Wir waren darüber hinaus ein eingeschworenes Team mit Trainer und Betreuern gleichermaßen. Wenngleich ich sagen muss, dass wir gar nicht einen großen Kader hatten. Eine eingespielte Mannschaft, sicher auch das Quäntchen Glück auf unserer Seite (z.B. ohne große Verletzungen) , aber Qualität schlägt Quantität, das konnten wir sicher von uns behaupten.

Hannover war der große Favorit. Mit dem nötigen Respekt reiste die Mannschaft bereits einen Tag zuvor ins Sporthotel Ankum. Wir trafen uns gegen Mittag, da wir uns noch zum Mannschaftsfoto an der Klosterpforte aufstellten. Die heiße Phase zur Primetime – Anstoßzeit Samstag 15.30 Uhr begann.im doppelten Sinne: es war nicht nur unser aller Jahrhundertspiel, sondern auch bei 38° ein Rekordsommertag.

Beim Anpfiff waren ca. 3500 Zuschauer im Hase-Stadion, die größte Kulisse, vor der wir je gespielt haben. So konnten wir unsere anfängliche Nervosität nicht gleich ablegen und die 96er gingen bereits in der 8. Minute in Führung. Danach hielten wir die Partie über weite Strecken offen. Der Pausenstand von nur 0:1 sprach eher für unsere Kompaktheit als für die Stärke eines Zweitligisten.

Auch die 2. Halbzeit verlief lange spannend und offen. Hannover hatte mehr Spielanteile und kontrollierte uns sicherlich, aber den einen oder anderen Nadelstich konnten wir setzen. Dass die Partie erst in der 67. Minute entschieden wurde, hatte zwei Gründe. Einerseits waren wir in einer guten konditionellen Verfassung. Hinzu kam die Durchsage unseres Stadionsprechers, der – so bemerke ich mit einem leichten Augenzwinkern – das Ausscheiden   der großen Bayern bekannt gab, das wiederum unserer Motivation einen kleinen Dämpfer verpasste. So erkläre ich mir, dass Hannover noch auf 0:4 erhöhen konnte....

Hannover schied übrigens in der 2. Runde gegen „meinen“ HSV aus.

Im Anschluss der Begegnung saßen wir in großer gemütlicher Runde zusammen. Jede Szene wurde noch einmal analysiert. Was wäre gewesen, wenn ein Schuss aus zweiter Reihe doch zum Ausgleich geführt hätte? Wären noch mehr Zuschauer gekommen, wenn es nicht so heiß gewesen wäre? Es war ein ganz besonderer Tag und wir beließen es dann nicht nur beim gemütlichen Zusammensein im Sportlerheim.

Was waren das für Zeiten,

Fußballherz, was willst du mehr?

Wir durften dich begleiten,

geben die Erinnerungen niemals her!

Hubert Wessel

Im „ Bersenbrücker Kreisblatt“ vom 06.08.90 – 2 Tage nach dem Spiel - war im Bericht u.a. zu lesen:
Doch stand dann stets zwischen den Pfosten ein wahrer Teufelskerl in der Person des Hubert Wessel, der bereits zur Pause von einem Fernsehkamerateam abgefangen wurde und hinterher fast Hängeschultern vom berechtigten Klopfen zahlloser Fans bekam. „Ja, es lief ganz gut und hat Spaß gemacht“, strahlte der 25-jährige aus seinem sympathisch bescheidenen Gesicht.

Textzusammenstellung von Hermann Thöle